Quelle: Mezzofortist - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0
Es gibt im Saal keine schlechten Plätze, so dass Mantra der Veranstalter. Der Höreindruck würde vor allem von der Leistung des Orchesters abhängen.
Vor den 2.100 Plätzen im Großen Saal liegen jedoch ca. 300 achtern der Bühne, weitere rund 250 querab vom rückwärtigen Bühnenbereich. Die Plätze direkt an der Bühne, die mit dem geringsten Abstand zum Orchester, werden mit mit der jeweils nächsten Orchestergruppe konfrontiert. Je nachdem, welcher Gruppe man am nächsten sitzt, treten die Hörner, die Kontrabässe, das Blech, das Schlagwerk oder die ersten Violinen im Klangwerk stärker hervor als auf Plätzen vor der Bühne. Weiter oben im Saal, auf den etwas billigeren Plätzen, mischt sich der Klang dann zu einem ausgeglichenen Gesamteindruck.
Leistung und Klang eines Orchesters lassen sich jedoch durch seine Sitzordnung verändern:
Die amerikanische Aufstellung (s. Bild) hat sich weltweit bei vielen Orchestern durchgesetzt. Der wichtigste Unterschied zur deutschen Aufstellung besteht in der Sitzanordnung der Violinen. Bei der amerikanischen Aufstellung sitzen die zweiten Violinen neben den ersten Violinen, die weiteren Streichergruppen folgen von links nach rechts.
In der deutschen Aufstellung sitzen hingegen die zweiten Violinen nicht neben, sondern den ersten Violinen gegenüber. Die Kontrabässe befinden sich hinter den 1. Violinen, die Bratschen üblicherweise neben den zweiten Violinen und die Celli anstelle der 2. Violinen neben den 1. Violinen.
Zudem sitzen bei den Bläsern die Hörner neben den Oboen, was einen kompakten, klassischen Kern des Orchesters bewirkt und eine bessere Kommunikation des Solo-Horns mit der Solo-Oboe ermöglicht.
Die Auswirkungen der Sitzordnung auf die Klangbalance sind erheblich. Bei der deutschen Aufstellung treten die von klassischen oder romantischen Komponisten beabsichtigten Effekte deutlicher hervor. Allerdings gestaltet sich das Zusammenspiel zwischen 1. und 2. Violinen schwieriger als bei der amerikanischen Aufstellung.
In Deutschland wurde die deutsche Aufstellung in jüngerer Zeit v. a. durch das Gewandhausorchester Leipzig unter der Leitung von Kurt Masur praktiziert. Das Gewandhaus verfügt wie die Elbphilharmonie über einen Großen Saal in Weinberg-Bauweise.
Auch die Bamberger Symphoniker spielen in deutscher Aufstellung. In den USA hat das Madison Symphony Orchestra in jüngster Zeit auf deutsche Aufstellung umgestellt.
Residenzorchester im Großen Saal ist übrigens das NDR Elbphilharmonie Orchester.